7. Canto, Kapitel 12

Das zwölfte Kapitel des siebten Cantos des Srimad Bhagavatam, übersetzt von Swami Prabhupada, trägt den Titel „Die vollkommene Gesellschaft: vier spirituelle Klassen“. Dieses Kapitel ergänzt die im vorherigen Kapitel behandelte Diskussion über die vier sozialen Klassen (Varnas) mit einer Erörterung der vier spirituellen Lebensphasen (Ashramas), die im System des Varnashrama-Dharma eine zentrale Rolle spielen. Diese vier Ashramas sind:

  • Brahmacharya (Studentenphase): In dieser Phase widmet sich eine Person dem Studium der Veden und spirituellen Praktiken unter der Anleitung eines Gurus (spiritueller Lehrer). Es ist eine Zeit der Zellibats und strengen Disziplin, in der der Schüler grundlegende spirituelle und moralische Prinzipien erlernt. Die Betonung liegt auf der Entwicklung von Charakter, Selbstkontrolle und Wissenserwerb.
  • Grihastha (Hausleben): Nach Abschluss der Brahmacharya-Phase treten viele in das Hausleben ein, wo sie heiraten und familiäre sowie gesellschaftliche Pflichten übernehmen. Diese Phase wird als wichtig für die soziale Stabilität und Fortpflanzung angesehen. Grihasthas sind angehalten, ihre Pflichten mit einem Geist der Hingabe und des Dienens zu erfüllen, während sie weiterhin spirituelle Praktiken pflegen.
  • Vanaprastha (Rückzug): In dieser Lebensphase beginnt eine Person, sich schrittweise von den materiellen Bindungen des Hauslebens zurückzuziehen. Das Ziel ist es, mehr Zeit für spirituelle Praktiken und Selbstreflexion zu haben. Viele Vanaprasthas ziehen sich in abgeschiedene Orte wie Wälder zurück, um Meditation und asketische Praktiken zu intensivieren.
  • Sannyasa (Entsagung): In der letzten Lebensphase gibt eine Person alle materiellen Bindungen und Identitäten vollständig auf und widmet sich ganz dem spirituellen Leben und der Erkenntnis des Absoluten. Sannyasis führen ein Leben der Askese und des Dienstes an der Gesellschaft, oft durch spirituelle Lehre und Beratung.

Das Kapitel betont, dass diese vier Ashramas dazu dienen, das materielle und spirituelle Wohlbefinden eines Individuums im Laufe seines Lebens zu balancieren. Jeder Ashrama stellt spezifische Pflichten und Ziele dar, die auf das Alter, die Fähigkeiten und die spirituellen Bedürfnisse der Person abgestimmt sind.

Die Einhaltung dieser Lebensphasen wird als wesentlich für die persönliche Reinigung und spirituelle Entwicklung betrachtet. Sie fördert ein ausgewogenes Leben, in dem sowohl weltliche Verantwortungen als auch spirituelle Bestrebungen ihren Platz haben. Das Kapitel stellt klar, dass das ultimative Ziel aller Ashramas darin besteht, das Bewusstsein zu erhöhen und letztlich Befreiung (Moksha) zu erreichen.

Zusammenfassend beschreibt das zwölfte Kapitel des siebten Cantos des Srimad Bhagavatam die vier Ashramas als integralen Bestandteil einer idealen gesellschaftlichen Struktur, die nicht nur das soziale Wohl, sondern auch das spirituelle Fortkommen jedes Einzelnen unterstützt.