6. Canto, Kapitel 2

Das zweite Kapitel des sechsten Canto des Srimad Bhagavatam, übersetzt und kommentiert von Swami Prabhupada, trägt den Titel „Ajamilas Rettung durch die Vishnudutas“. In diesem Kapitel wird die Fortsetzung der Geschichte von Ajamila dargestellt, die sich auf seine Begegnung mit den himmlischen Boten, den Vishnudutas, und die darauffolgenden Ereignisse konzentriert.

Zu Beginn des Kapitels wird die dramatische Szene beschrieben, in der Ajamila auf seinem Sterbebett liegt und von den Yamadutas, den Boten des Todesgottes Yama, besucht wird. Die Yamadutas sind gekommen, um seine Seele aufgrund seiner sündhaften Taten in ihrem Leben wegzuführen. In seiner Verzweiflung und Angst ruft Ajamila den Namen seines jüngsten Sohnes „Narayana“, der auch ein Name des Herrn Vishnu ist.

Diese Anrufung des göttlichen Namens hat eine unerwartete Wirkung: Sie bringt die Vishnudutas, die Boten des Herrn Vishnu, auf den Plan. Die Vishnudutas erscheinen, um Ajamila zu retten, und es entsteht eine Diskussion zwischen den Vishnudutas und den Yamadutas. Die Vishnudutas argumentieren, dass Ajamila durch das Aussprechen des Namens Narayanas, auch wenn es unbewusst und nicht direkt an Vishnu gerichtet war, von allen Sünden gereinigt wurde. Sie erklären, dass der heilige Name Gottes so mächtig ist, dass er selbst in Unwissenheit ausgesprochen, die Fähigkeit hat, Befreiung zu gewähren.

Die Diskussion enthüllt tiefgreifende philosophische und spirituelle Einsichten über die Natur von Sünde und Erlösung. Die Vishnudutas betonen, dass wahre Gerechtigkeit nicht nur auf äußeren Handlungen basiert, sondern auch die Absichten und das Bewusstsein des Einzelnen berücksichtigt. Sie lehren, dass der Dienst an Gott und die Wiederholung seines Namens die höchste Tugend darstellen, die alle Sünden auslöschen kann.

Swami Prabhupada hebt in seinem Kommentar die Bedeutung des ständigen Erinnerns und des Aussprechens des göttlichen Namens hervor, insbesondere in der Kali-Yuga, dem Zeitalter des Konflikts und der Heuchelei. Er betont, dass die Geschichte von Ajamila zeigt, wie die Barmherzigkeit Gottes für alle zugänglich ist, unabhängig von ihrem früheren Leben, und dass die Hinwendung zu Gott, selbst in den letzten Momenten des Lebens, transformative und erlösende Kraft haben kann.

Die Geschichte endet mit der Rettung Ajamilas durch die Vishnudutas, die ihm eine zweite Chance im Leben geben. Diese Erfahrung führt zu einer tiefen spirituellen Transformation bei Ajamila, der sich reumütig seiner früheren Taten bewusst wird und sich fortan einem frommen Leben der Hingabe und des Dienstes an Vishnu widmet. Das Kapitel schließt mit der Botschaft, dass die Gnade Gottes allgegenwärtig und allen Wesen zugänglich ist, die sich Ihm aufrichtig zuwenden.