Heere in Kuruksetra
Kapitel 1: Die Observation des Schlachtfeldes
Arjuna beobachtet die Heere auf dem Schlachtfeld von Kuruksetra
Das erste Kapitel der Bhagavad Gita legt das Fundament für die späteren philosophischen Diskussionen und Offenbarungen des Textes. Dieses Kapitel, oft als „Die Beobachtung der Armeen auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra“ bezeichnet, beschreibt den inneren Konflikt des Prinzen Arjuna, der am Vorabend einer verheerenden Schlacht steht. Prabhupadas Interpretation und Kommentar zu diesem Kapitel heben die spirituelle Krise hervor, die Arjuna durchlebt, und bieten tiefe Einsichten in die menschliche Natur und den Pfad der spirituellen Erleuchtung. Hier ist eine detaillierte Zusammenfassung basierend auf Prabhupadas Übersetzung:
Kriegszusammenhang (Verse 1-4): Das Kapitel beginnt mit Dhritarashtra, dem blinden König, der seinen Minister Sanjaya fragt, was auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, wo seine Söhne und die Söhne seiner jüngeren Bruder Pandu bereit sind zu kämpfen, geschieht. Prabhupada hebt hervor, dass Dhritarashtras Anhaftung an seine unzureichenden Söhne der Hauptgrund für den Mahabharata-Krieg war.
Aufstellung der Armeen (Verse 5-12): Sanjaya beschreibt die verschiedenen Krieger und Befehlshaber, die sich auf beiden Seiten des Krieges versammelt haben. Unter ihnen sind große Krieger wie Bhishma, Drona, Karna auf der Seite der Kauravas und Bhima, Arjuna, Yudhishthira auf der Seite der Pandavas. Prabhupada erläutert, dass, obwohl die Pandavas numerisch unterlegen waren, ihre moralische Überlegenheit und göttliche Unterstützung sie stärker machten.
Kriegergeister (Verse 12-19): Es gibt viele Kriegshörner, Muschelschalen und Trommeln, die auf beiden Seiten geblasen werden, symbolisierend die Bereitschaft und Entschlossenheit der Krieger. Prabhupada betont, dass trotz der Schrecken des Krieges das Leben ein Kampf ist, und wir alle aufgerufen sind, unseren eigenen „Dharma“ oder Pflichten inmitten der Herausforderungen des Lebens treu zu bleiben.
Arjunas Beobachtung (Verse 20-27): Arjuna, im Begriff zu kämpfen, bittet Krishna, seinen Wagen zwischen die beiden Armeen zu platzieren, damit er diejenigen beobachten kann, gegen die er kämpfen soll. Als er seine Verwandten, Freunde und geliebten Menschen auf beiden Seiten sieht, wird er von tiefen Emotionen überwältigt. Prabhupadas Kommentar unterstreicht die natürliche Barmherzigkeit und Mitgefühl, die Arjuna als Vaishnava, einen Gottgeweihten, zeigt.
Arjunas Verzweiflung (Verse 28-47): Das Herz des ersten Kapitels ist Arjunas tiefe innere Krise. Er ist von Trauer und Mitgefühl überwältigt und sieht den Krieg nicht mehr als Pflicht, sondern als sinnlose Zerstörung. Er beschreibt die negativen Konsequenzen des Krieges: zerstörte Familien, verfallene Moral und gesellschaftlicher Verfall. Prabhupada betont, dass Arjuna nicht aus Feigheit, sondern aus einer tiefen spirituellen Verwirrung handelt. Arjuna sieht, dass der Preis des Sieges – das Blutvergießen seiner Lieben – zu hoch ist. Überwältigt von seiner emotionalen Qual lässt er seinen Bogen fallen und sagt Krishna, dass er nicht kämpfen wird.
Prabhupadas Interpretation: Srila Prabhupada betont in seinem Kommentar, dass Arjunas Krise nicht einfach eine emotionale Schwäche ist, sondern eine tiefe spirituelle und ethische Verwirrung. Der Krieger Arjuna, der nie gezögert hat zu kämpfen, steht nun vor einem moralischen Dilemma, das ihn zwingt, seine tiefsten Überzeugungen und Werte in Frage zu stellen. Dieses Kapitel legt den Grundstein für die nachfolgenden philosophischen Diskussionen zwischen Krishna und Arjuna.
Prabhupada betont auch, dass die Bhagavad Gita nicht nur für Krieger oder für Menschen einer bestimmten Epoche relevant ist. Es geht um die ewigen Fragen des Lebens, der Pflicht und der Spiritualität, mit denen sich jeder Mensch auseinandersetzen muss. Arjunas Dilemma spiegelt unsere eigenen inneren Kämpfe und Konflikte wider, und Krishnas Worte bieten zeitlose Weisheit für die Seele in der Krise.
Insgesamt bietet das erste Kapitel der Bhagavad Gita einen fesselnden Einblick in die menschliche Natur, das Dilemma von Pflicht gegenüber Ethik und die Notwendigkeit spiritueller Führung in Zeiten der Krise. Es setzt die Bühne für die tieferen philosophischen Lehren und Offenbarungen, die in den folgenden Kapiteln folgen werden.