Wer bin ich, Mensch?
Wer bin ich wirklich?
Bin ich mein Körper?
Mit unserem Körper nehmen wir die Welt wahr – wir sehen, hören, riechen, schmecken, handeln. Doch was ist der Körper eigentlich? Er besteht aus denselben chemischen Elementen wie ein Stück Kalk, etwas Kohle, Phosphor, Schwefel, Eisen, Zink und Salz. Zusammengesetzt ergeben diese Stoffe – rein materiell betrachtet – den Bauplan eines menschlichen Körpers. Aber lebt dieser „Bauplan“ schon? Nein.
Solange das Prinzip des Lebens fehlt, bleibt der Körper leblos. Was ist also diese Kraft, die ihn lebendig macht? Wer oder was lässt unser Herz schlagen, unsere Zellen wachsen, unseren Geist wahrnehmen? Und was entscheidet, wann Wachstum endet, Krankheit beginnt oder Leben vergeht?
Sind es wirklich nur Naturgesetze oder genetische Programme? Solche Erklärungen bleiben im Bereich des Materiellen. Doch Leben – echtes, bewusstes Leben – ist mehr.
Mehr als Chemie und Nervenbahnen
Wir empfinden Wärme und Kälte, schmecken Süße und Bitterkeit. Doch dafür müssen diese Qualitäten – Temperatur, Geschmack, Geruch – zuerst existieren, bevor sie wahrgenommen werden können.
Wenn du diesen Text liest, erkennst du nicht nur Buchstaben. Du verstehst Sinn. Du denkst, hinterfragst, fühlst vielleicht Zustimmung oder Zweifel. All das passiert nicht im Auge. Das Auge leitet nur Reize weiter – die eigentliche Verarbeitung findet auf einer anderen Ebene statt: im Geist.
Diese geistige Ebene reicht weit über unseren Körper hinaus. Hier entstehen Gedanken, Visionen, Ängste, Hoffnungen, Träume. Der Geist ist nicht materiell. Er ist grenzenlos.
Körper – Geist – Seele
Es gibt zwei Realitäten: Materie und Geist. Und da der Mensch denken kann, also geistige Prozesse vollzieht, ist er nicht nur Materie. Doch ist er dann Geist?
Auch das greift zu kurz. Denn hinter Körper und Geist steht etwas Tieferes – das Lebewesen selbst. Die vedische Lehre nennt es: die Seele.
Die Seele ist nicht an den Körper gebunden, sondern geistiger Natur. Sie ist der eigentliche Bewohner des Körpers, das bewusste „Ich“, das wahrnimmt, entscheidet, sich entwickelt. Der Körper ist ihr Werkzeug – ihr „Lebensfahrzeug“.
Ursprung des Lebens: Gott als Geist
Woher aber stammt diese Seele?
Alle spirituellen Traditionen sprechen vom Ursprung allen Seins. Das Johannesevangelium beginnt: „Am Anfang war das Wort“. Doch ohne Klang kein Wort – war da nicht zuerst etwas anderes? Der vedische Blick sagt: „Am Anfang war der Geist“. Und dieser Geist war Gott.
Gott ist reiner, schöpferischer Geist. Aus ihm entsteht alles: Materie, Intelligenz, Leben. Die vedischen Schriften – insbesondere die Bhagavad Gita und das Srimad Bhagavatam – erklären dies detailliert. Sie zeigen, wie Gott aus seinem Willen das Universum erschafft – nicht als religiöses Dogma, sondern als spirituelle Wissenschaft. Eine Wissenschaft, die sich selbst erklärt und keinen Widerspruch kennt.
Die Seele als Teil Gottes
Die Seele – also wir – ist ein Teil Gottes. Eine Art winziger Funke der göttlichen Flamme. Sie besitzt ähnliche Qualitäten wie Gott: Bewusstsein, Wille, Entwicklungskraft. Doch nicht in vollkommener Ausprägung. Denn nur Gott kann allein aus seinem Geist schöpfen. Wir hingegen leben in einem Körper, um zu lernen, zu wachsen, unser Bewusstsein zu verfeinern.
Gott gibt uns dazu Werkzeuge: Sinnesorgane, Verstand, Intelligenz und Geist. Mit ihnen gestalten wir unsere Welt – innerlich wie äußerlich. Und mit ihnen entwickeln wir uns – bewusst oder unbewusst.
Die Quelle aller Energie
Damit Leben möglich ist, braucht es Energie. Diese Energie stammt von Gott selbst. In der vedischen Sicht lebt in jedem Wesen neben der individuellen Seele auch eine zweite, göttliche Präsenz: die Überseele (Paramatma). Sie beobachtet, begleitet, aktiviert.
Zieht sich diese Überseele zurück, stirbt der Körper – und die individuelle Seele tritt wieder in ihren transzendenten Zustand ein. Während des Lebens jedoch wirkt die Überseele wie ein innerer Zeuge. Sie kennt jede Handlung, jeden Gedanken, jede Absicht – und steht mit allen anderen Seelen in Verbindung. Was uns als Chaos erscheint, ist in Wahrheit göttliche Ordnung.
Lernen durch Erfahrung
Jede Begegnung, jede Herausforderung, jede Freude und jeder Schmerz sind nicht zufällig, sondern gewollt. Sie sind Teil unseres Lernens. Alles, was uns begegnet, ist entweder die Folge unseres eigenen Tuns oder eine Aufgabe, die uns das Leben stellt – als göttliche Führung.
Wenn wir das erkennen – und unsere Erlebnisse als Teil eines größeren Plans annehmen –, entwickeln wir ein tieferes Bewusstsein. Wir begreifen: Ich bin die Ursache für vieles – und die Wirkung zugleich.
Diese Erkenntnis ist verwirklichter Glaube. Und dieser Glaube führt zur Freiheit. Denn nur wer das Spiel des Lebens erkennt, kann es bewusst mitgestalten – mit Liebe, Achtsamkeit und Verantwortung.
Verbindung zum Wertekompass
Wenn du tiefer in diese Fragen eintauchen möchtest – zu Seele, Geist, Körper, Bewusstsein, Entwicklung – findest du im Seelen- und Wertekompass eine Einladung zur Reflexion. Er dient als Werkzeug, um dir selbst zu begegnen und deine Entwicklung bewusst zu begleiten.